Woher kommt der Begriff und was bedeutet er?
Im Jahr 1965 erzählte Federico Fellini in einem Interview mit dem "New Yorker" von seiner Ankunft in Rom als Siebzehnjähriger und dem Gefühl, endlich zu Hause zu sein. Er empfand Rom nicht als eine Stadt, sondern als seine Privatwohnung - die Straßen waren die Flure und die Plätze, wie Zimmer. Rom sei wie eine Mutter, fügte Fellini hinzu, Rom schütze einen. Sogar in einer Ruinenlandschaft, fügte Fellini hinzu, sei das Licht, das sie beleuchtet, prachtvoll, festlich, golden. Und kein Film Fellinis steht seit Generationen für Rom wie in La Dolce Vita, Keine Szene ist so in das kollektive Gedächtnis eingedrungen, wie die der Eckberg, im Trevibrunnen stehend, die Marcello Mastroianni ruft: „Marcello, Marcello come here!“
Aber woher kommt eigentlich der Begriff „Dolce Vita“?
In den späten 1950er Jahren war Rom eine lebendige Stadt, die sich von den Leiden und Nöten des Zweiten Weltkriegs erholte. Es waren die Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs, in denen der Wunsch, die Schönheit, das Klima und die Unterhaltung einer der schönsten Städte der Welt zu leben und zu genießen, explodierte. In Cinecittà wurden italienische, vor allem aber amerikanische Filme gedreht, internationale Stars kamen nach Rom wie Alian Delon, Ursula Andres, Lauren Bacall, Humphrey Bogart, begleitet vom italienischen Adel und amerikanischen Industriellen. Man traf sich und feierte auf der berühmten Via Veneto, auf der Paparazzis, den ersten Kuss zwischen Richard Burton und Elisabeth Tailor und Onassis mit Maria Callas fotografierten.
Am Abend des 5. November 1958 wurde der 25. Geburtstag der Gräfin Olghina di Robilant gefeiert im Rugantino, eines Restaurants im Stadtviertel Trastevere. Es waren viele Menschen, politische Persönlichkeiten, Künstler, Schriftsteller da – auch die Eckberg. Die Atmosphäre war heiter, gelöst, der Wein fließt, man tanzte als eine junge Tänzerin, Aiche Nana, und auf den Tisch kletterte und einen Bauchtanz vorführte und sich bis auf die Unterwäsche auszog. Der erste Striptease Italiens! Tazio Secchiaroli, einer der berühmten Fotografen oder Paparazzi, gelang es, den Film mit den Fotos der Szene aus dem Restaurant zu schmuggeln, bevor die Sittenpolizei kam. Am Tag danach gingen die Fotos um die Welt und der Begriff La Dolce Vita war geboren. Fellini verewigte diesen Moment in der Schluss-Szene seines Films La Dolce Vita - in dem er die Schauspielerin Nadia Gray tanzen und ihren Körper nur mit einem Pelzmantel verdecken ließ. Diese Szene machte La Dolce Vita 1958 zu einem Skandalfilm und Rom zum Ort des internationalen Film - und des süßen Lebens.
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