Sonnenbrille, schwarzer Anzug und Krawatte, Zigarette im Mund - smart und schön. Dabei war Marcello Mastroianni ein ganz normaler Mann
Er lebte ein außergewöhnliches Leben, blieb dabei aber immer einfach und bescheiden. Marcello Mastroianni hasste es, für einen Latin Lover gehalten zu werden.
"Nein, ich bin kein Latin Lover".
"Ich, ein Latin Lover…? Nicht auszudenken. Vor fünfunddreißig Jahren, als ich ,La dolce vita' drehte, haben die Amerikaner beschlossen, ich sei der ,Latin Lover'. Sie sind immer auf der Suche nach Etiketten. Und das Etikett wurde dann von Journalisten in Italien und in Europa ganz allgemein übernommen. Der Einfachheit halber: ,Latin Lover', und schon ist alles gesagt."Aber es ist hoffnungslos, einfach hoffnungslos! Inzwischen bin ich zweiundsiebzig, und sie bezeichnen mich noch immer als ,Latin Lover'! Was bin ich denn? Eine Jahrmarktsattraktion?"
Marcello Mastroianni
Obwohl er unglaublich schön und elegant war, hatte er (und das macht ihn in meinen Augen sehr sympathisch) Komplexe: Er habe zu dünne Arme, dürre Beine und eine zu kurze Nase! Und überhaupt, diese fleischigen Lippen..., denn er hätte lieber schmale Lippen gehabt, wie die von Jean Gabin. Fünfzig Jahre lang hat er fast fünfzig Zigaretten am Tag geraucht. Ein ganz normaler Mann mit Schwächen also.
Für den Film-Regisseur Federico Fellini war Marcello Mastroianni eine Art Alter Ego. Ihre Zusammenarbeit war lang und fruchtbar. Der Film “La dolce vita” ging 1960 auf Welttournee und von einmal Tag auf den anderen wurde Marcello Mastroianni zum international gefreuten Superstar. Der Ruhm und der Ruf des Latin Lovers, den er nie wieder abstreifen konnte, waren für den Schauspieler, der schüchtern, sanft und zurückhaltend war, immer eine Belastung.
Um diese Geschichte mit dem Latin lover loszuwerden, spielte er gleich nach “La dolce vita” einen impotenten Mann in Bell'Antonio, dann einen Betrogenen in Divorzio all'italiana, einen Schwangeren und in “Ein besonderer Tag von Ettore Scola, einen Homosexuellen. Diesen dramatischen Film, der zur Zeit des Faschismus in Rom spielt, liebe ich persönlich ganz besonders.
Die arte.tv Dokumentation “Marcello Mastroianni - Italiener par excellence” wirft am 15.08.24 einen Blick in das Leben dieses aussergewöhnlichen Schauspielers. Ich schaue sie mir sicherlich an...
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