Die rasante wirtschaftliche Entwicklung Italiens in den 60er Jahren brachte auch Herausforderungen mit sich: die wachsende Kluft zwischen dem Norden und dem Süden des Landes vertiefte sich, während Spekulation und soziale Ungleichheit zunahmen.
Rosa Balistreri - Liedermacherin aus Sizilien
Rosa Balistreri, die wohl bekannteste, sizilianische Liedermacherin, nutze ihre bissige und raue Stimme, um vom feministischen Kampf und für die Eroberung bürgerlicher und sozialer Rechte zu singen. Mit ihrem einzigartigen und intensiven Stimmtimbre, interpretierte sie sizilianische Volkslieder mit einem ergreifenden und dramatischen Ton. Diese Lieder, oft von Protest und Schmerz durchdrungen, wirkten wie Gebete und Klagerufe gegen die Unterdrückung durch Landbesitzer und die Mafia. Beim Hören ihrer Lieder wird man in das trockene, sonnige Sizilien versetzt, in die dunklen Schwefelminen und die Einsamkeit der Gefangenen - Orte voller Schmerz, aber auch Hoffnung auf Freiheit.
Lavinia Mancusi - Künstlerin aus Rom
Lavinia Mancusi, eine junge, vielseitige römische Künstlerin, verkörpert die moderne römische und mediterrane Volksmusik. Mit ihrer kraftvollen und tiefen Stimme singt sie über Liebe, soziale Kämpfe, Armut und den Wunsch nach Gerechtigkeit. Sie steht in der Tradition von revolutionären Sängerinnen wie Rosa Ballistreri und der Mexikanerin Chavela Vargas. In ihrer Show "Ruma" verleiht sie den sonst oft so kitschig wirkenden römischen Volksliedern, den sogenannten Stornelli, endlich den richtigen Ausdruck. Durch ihre neue, leidenschaftliche Interpretation - voller Zorn und mit einer respektlosen, freien Stimme.
Fabrizio de André - Dichter aus Genua
Ganz anders sind die Liedermacher der sogenannten "Genueser Schule" der *70er Jahre, wie Fabrizio de André. Sie verstanden sich eher als intellektuelle Künstler und ließen sich von Jazz, existenzialistischen Philosophie und französischen Liedermachern inspirieren. Ihre Lieder kritisierten Konformismus und bürgerliche Heuchelei, beschäftigen sich aber auch mit den komplexen Dynamiken zwischenmenschlicher Beziehungen. Kurzum, sie waren das Gegenteil der süßlichen italienischen "Canzonette".
Fabrizio de André ist ein Dichter, der singt. Seine Texte, oft gesungen in der antiken Form von "Balladen", erzählen von Antihelden, Verlierern, Ausgestoßenen, Rebellen, Prostituierten. Noch heute, 25 Jahre nach seinem Tod, werden seine Werke in Italien zutiefst verehrt.
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