Eines meiner Lieblingsstadtviertel in Rom ist das Rione Testaccio. Erbaut zwischen 1870 und 1927, war es das erste Arbeiterviertel Roms. Geliebt wird es unter anderem von Fans des Fußballvereines „Roma“ wegen des historischen Spielfelds, auf dem die ersten Spiele des Vereins stattgefunden haben und von Intellektuellen, wie dem Regisseur Pasolini, der hier die letzten Szenen des Films „Accatone“ gedreht hat. Und von der Schriftstellerin Elsa Morante, die als Kind in einem Haus in der Via Vespucci wohnte und die einen Teil ihres großen Romans „La storia“ im Testaccio spielen ließ.
Das Testaccio-Viertel im Herzen Roms ist reich an Geschichte und Charme. Das Viertel, im Römischen Rione genannt, hat seinen Namen von einem künstlichen Hügel, der aus Scherben von zerbrochenen römischen Amphoren besteht. Bereits in der Antike war hier wegen der Nähe zum Tiberhafens ein Arbeiterviertel.
Aber erst nach der Einheit Italiens, Ende des 19. Jahrhunderts, entstand hier mit dem „Mattattoio“, dem großen Schlachthof das erste Industrieviertel Roms. Die ersten Gebäude wurden für die Arbeiter gebaut, die ursprünglich alle der Armut der Landarbeit entflohen waren und sich in Rom eine bessere Zukunft erhofften. Ihre Hoffnungen erfüllten sich nicht, denn zunächst war das Testaccio eine Art Ghetto-Schlafburg für das Sub-Proletariat mit Blockhäusern mit monotonen Fassaden, die Menschen zusammengedrängt in kleinsten Wohnräumen, ohne Gas, ohne Wasser, arm und hungrig. Oft erhielten die Arbeiter als Lohn nur die „Abfälle“ aus dem Schlachthof, also das, was die Wohlhabenden nicht essen wollten.
In ihrem berühmten Roman „La storia“ beschreibt Elsa Morante den Rione Testaccio als Schauplatz einer epischen Geschichte und der Abenteuer von Ida, der Protagonistin des Romans, die sich über die Zeit des Zweiten Weltkriegs erstreckt. Morante zeichnet ein lebendiges Bild des täglichen Lebens im Testaccio und der Atmosphäre des Arbeiterviertels.
Das Testaccio wird in Morantes Roman zu einem Mikrokosmos der römischen Gesellschaft jener Zeit - eine Mischung aus sozialen Schichten, Kultur und Persönlichkeiten. Ida wird mit Armut, Gewalt und dem Kampf ums Überleben konfrontiert, aber auch mit der Solidarität, dem Widerstand und der Hoffnung der Bewohner. Das Testaccio-Viertel wird mit seiner Authentizität, seiner Vitalität und seinem Gemeinschaftssinn zu einem symbolischen Ort der römischen Seele.
Heute noch ist das Testaccio Viertel, trotz der fortschreitenden Gentrifizierung, immer noch eines der charakteristischsten Viertel Roms. Spaziert man durch die Straßen, zum Beispiel nach einem guten Abendessen in einem der vielen Lokale, spürt man noch immer die Energie und die Atmosphäre, die Morante in ihrem Roman so anschaulich beschrieben hat.
Ein Streifzug durch die Straßen der Stadt ist wie eine Reise in die Vergangenheit, bei der man in die Geschichten und Atmosphären eintaucht, die Schriftstellerinnen wie Elsa Morante inspirierten.
Und wenn Sie das nächste Mal in Rom sind, dann nehme ich Sie gerne mit auf meine Tour Das Stadtviertel mit der wahren Volksseele Roms, damit auch Sie das authentische Rom entdecken.
Ich freue mich auf Sie,
Ihre Signora Berlin
Comments